Begründer der Triggerpunkttherapie
Begründet wurde die myofasziale Triggerpunkttherapie vor etwa sechs Jahrzehnten durch die amerikanischen Ärzte und Wissenschaftler David G. Simons und Janet Travell.
Doch schon um 1900 herum beschrieben einige Personen Veränderungen in der Muskulatur:
- Cornelius (um 1900) die „Corneliuschen Nervenpunkte“
- Schade (1919) die „Myogelose“
- Lange (1931) den Begriff der „Gelose“
Sie beschrieben damit druckdolente Muskelveränderungen und Viskositätserhöhungen in den Weichteilen.
David G. Simons und Janet Travell entdeckten, dass unter Stress bestimmte Überleitungsstellen zwischen Nerven und Muskeln erkranken können, so dass sich im Muskel bestimmte Fasern verkrampfen und verkürzen. Diese Stränge drücken die Blut-und Sauerstoffversorgung ab, was, wie bei einem Herzinfarkt, zu starken lokalen Schmerzen führt. Diese empfindlichen Stellen in einem verspannten Muskelstrang werden als Triggerpunkte bezeichnet. Bei einer starken Störung erzeugen diese Triggerpunkte einen Dauerschmerz, ist die Störung geringer, ist nur die Bewegung und die Dehnung des Muskels schmerzhaft.
Im Rückenmark können durch den Dauerbeschuss mit Reizen im schmerzleitenden Nervensystem gewisse Schmerzübertragungssubstanzen überfließen und andere Schmerzbahnen aktivieren. Dadurch können starke oder chronische Schmerzen schließlich auch an Körperstellen empfunden werden, die mit der eigentlichen Verletzung gar nichts zu tun haben.
Die beschriebenen Muskelschmerzen gibt es am ganzen Körper. Ein erheblicher Teil der Rückenschmerzen hat einen muskulären Ursprung. Nur bei einem Bruchteil sind Gelenksentzündungen, Bandscheibenvorfälle, oder degenerative Veränderungen die Ursache.
Der Ort, an dem Schmerz entsteht, und der Ort, wo der Schmerz letztendlich empfunden wird, liegt oft weit auseinander – ein Grund warum die muskulären Ursachen von Schmerzen häufig übersehen werden.
Bei Schulterschmerzen z.B. entsteht ebenfalls oft nur ein Teil der Schmerzen im Gelenk selber, meist sind nur die umliegenden Muskeln erkrankt. Die Ursache für einen Tennisellbogen ist meist in der Daumenballenmuskulatur zu suchen und Kopfschmerzen liegen häufig verspannte Nacken-, und Halsmuskeln zu Grunde. Überlastungsbedingte Muskelerkrankungen finden sich praktisch auch immer bei Knie- und Achillessehnenschmerzen von Läufern, die nicht selten in der Wade entstehen.
Grundsätzlich ist ein Triggerpunkt umso hartnäckiger, desto länger er schon vorliegt. Genauso wie Bewegungsabläufe, wie z.B. das Schalten beim Autofahren, mit der Zeit automatisiert werden und die entsprechenden Nervenverknüpfungen sich erhärten, so können Triggerpunkte festsitzende Nervenverknüpfungen aufbauen.
Myofaszialer Triggerpunkt (MTrP)
Klinisch ist ein myofaszialer Triggerpunkt eine sehr lokalisierte, auf einem Hartspannstrang liegende, mikroskopisch kleine Zone in der Skelettmuskulatur, die stark auf mechanische Reize wie Druck und Zug reagiert.
Die Reaktion auf mechanische Reize können übertragene Schmerzen (referredpain) sein,
oder es können Sensibilitätsstörungen, sowie vegetativen Reaktionen auftreten (Schwindel, Tinnitus, Schwitzen, Tränenfluss, etc.).
MTrP´s entstehen durch einen „Teufelskreis“ indem es zu einem ATP Mangel kommt (ATP: Adenosintriphosphat / der universelle und unmittelbar verfügbare Energieträger in Zellen und wichtiger Regulator energieliefernder Prozesse), zu einer Hypoxie (Mangelversorgung des Gewebes mit Sauerstoff) und zum Versagen der Ionenpumpen –
Man spricht von einer lokalen Energiekrise, in der sich der Muskel nicht mehr dekontrahieren kann.
In der Folge verbleibt der kontrahierte Anteil des Muskels in einem stabilen „Rigorkomplex“ (eine stabile Bindung auch „Aktomyosinbrücke“ genannt. Dieser Zustand besteht auch bei der Totenstarre, da dem toten Körper die Auflösungsmechanismen fehlen. Ein Rigorkomplex kann nur durch erneute ATP- Zugabe gelöst werden. Dem toten Körper ist eine ATP – Produktion nicht mehr möglich.)
Totaler Verkürzungszustand zeigt sich schließlich palpatorisch als Knötchen, als myofaszialer Triggerpunkt.
Klinische Diagnosekriterien des myofaszialen Triggerpunktes
- Kontraktionen von Muskelfasern innerhalb des Hartspannstrangs bei
mechanischer Reizung des Triggerpunktes - „local twitch reponse“: Übertragene Schmerzen in ein entferntes Gebiet bei Aktivierung des Triggerpunktes
- „referred pain“: Reproduktion der Beschwerden des Patienten bei Aktivierung des Triggerpunktes.
- Reduzierte Dehnbarkeit
- Reduzierte Kraftentwicklung
Mögliche Symptome
- Ausstrahlender Schmerz, meist stumpf, tief intensiv und unerträglich oder unangenehm
- Je hypersensibler der Schmerz, desto intensiver und konstanter der
ausstrahlende Schmerz - Meist einseitiger Schmerz in Bezug auf den Körper
- Keine Schmerz-Ausstrahlung entlang eines Dermatoms
- Autonome Phänomene im Ausstrahlungsgebiet wie: Schwitzen,
Vasokonstriktion, Tränenfluss - Propriozeptive Störungen wie: Schwindel, Gangunsicherheit,
Gleichgewichtstörungen, Tinnitus
Verschiedene Arten der myofaszialen Triggerpunkte
Aktiver myofaszialer Triggerpunkt
Ist ein Punkt, der dem Patienten Schmerzen bereitet.
Er reagiert immer schmerzhaft auf Druck, der Muskel ist in der Regel verkürzt.
Bei direkter Kompression des Punktes löst er oft den übertragenen Schmerz (referred pain) des Patienten aus.
Senso-motorische oder vegetative Symptome sind nicht selten.
Latenter myofaszialer Triggerpunkt
kann alle klinischen Eigenschaften eines aktiven Triggerpunktes aufweisen.
Er geht immer mit einer Verspannung eines Faserbündels einher. Klinisch verursacht jedoch keine Beschwerden.
Durch exakte Druck können ähnliche Symptome wie beim aktiven Triggerpunkt ausgelöst werden.
Primärer myofaszialer Triggerpunkt
Ist ein zentraler Triggerpunkt, der durch akute oder chronische Überlastung, oder nach Verletzungen, entsteht.
Er entsteht nicht durch Aktivierung eines anderen Triggerpunktes.
Sekundärer Triggerpunkt
Früher wurden damit Triggerpunkte in Synergisten, Nachbarmuskeln und Antagonisten bezeichnet.
Heute fällt alles unter den Begriff Satellitentriggerpunkt.
Satellitentriggerpunkt
Ein Triggerpunkt, der in einem Übertragungsschmerz-Gebiet eines primären Triggerpunktes entstanden ist.
Therapeutische Effekte der myofaszialen Triggerpunkttherapie
Durch die direkte Behandlung eines myofaszialen Triggerpunktes kommt es zu einer vermehrten Blutfülle im betroffenen Gewebe- oder Organteil, auch reaktive Hyperämie genannt.
Eine durch den Druck und die Reizung eines Gefäßabschnitts entstehende Blutansammlung.
Nozigene Substanzen wie Serotonin, Prostaglandin und Bradykinin werden „ausgedrückt“.
Infolge des intensiven Drucks kommt es zu Zellzerreissungen und Myoglobin kann austreten.
Die funktionelle Einheit als neuromuskuläre Verbindung wird zerstört und die Energiekrise ist beendet. Seine funktionelle Länge erhält der verkürzte Muskel durch die Bindegewebstechniken, sowie die Dehnung der umgebenden Bindegewebe und Faszien zurück.
Die intramuskulären Räume werden erweitert – die Beweglichkeit und Neuromobilität verbessert.